Stell dir vor, du stehst am Fuß der mächtigen Mauern der Festung St. Ivana in Dubrovnik. Unter deinen Füßen spürst du den rauen, Jahrhunderte alten Stein, warm von der Sonne des Tages, aber mit einer kühlen Erinnerung an die Nacht. Du hörst nicht nur das Rauschen der Adria, das unablässig gegen die Stadtmauern schlägt, sondern du *fühlst* es als ein tiefes Grollen in deiner Brust, ein Puls, der durch die ganze Stadt geht. Mit jedem Schritt auf den unebenen Stufen, die sich nach oben winden, spürst du die Anstrengung in deinen Waden, ein Rhythmus, der dich tiefer in die Geschichte zieht. Der Wind, der vom Meer her weht, trägt den salzigen Geruch mit sich, der sich mit dem trockenen Duft von altem Kalkstein und vielleicht einem Hauch von mediterranen Kräutern mischt, die sich an den Mauern festhalten. Du merkst, wie deine Haut die leichte Brise aufnimmt, die dich umspielt, während du dich durch enge Passagen schiebst, bevor sich der Raum plötzlich weitet und dir den Atem nimmt.
Du trittst ein, und sofort umfängt dich eine andere Akustik. Das laute Rauschen des Meeres wird gedämpft, verwandelt sich in ein ferneres Murmeln, während die hohen Mauern die Geräusche der Stadt schlucken. Hier drinnen hörst du das Echo deiner eigenen Schritte, wie sie über den glatten Stein hallen, ein leises Knirschen, das sich in die Stille der Festung einfügt. Die Luft ist kühler hier, im Schatten der massiven Steinblöcke, die über dir aufragen. Deine Finger streichen über die rauen, ungleichmäßigen Oberflächen, fühlen die Narben der Zeit, die kalte, unnachgiebige Stärke, die diese Mauern über Jahrhunderte verteidigt hat. Du spürst eine Schwere in der Luft, nicht bedrückend, sondern erfüllend – die Präsenz all jener, die hier gewacht, gelebt und gekämpft haben. Es ist ein Gefühl von Geborgenheit und gleichzeitig von unendlicher Wachsamkeit, das dich umhüllt, während du tiefer in das Herz der Festung vordringst.
Und dann, mit jedem weiteren Schritt, öffnet sich die Festung. Der Wind weht freier, umspielt dein Gesicht und deine Haare, trägt die Wärme der Sonne mit sich, die jetzt ungehindert auf deine Haut trifft. Du spürst die Weite, die sich vor dir ausbreitet: nicht nur die Stadt Dubrovnik unter dir, sondern das unendliche Blau der Adria, das sich bis zum Horizont erstreckt. Es ist ein Gefühl von unendlicher Freiheit und gleichzeitig von tiefer Verwurzelung, als ob du hier oben, auf diesem alten Posten, mit der ganzen Welt verbunden wärst. Die Größe der Festung und die unendliche Weite des Meeres lassen dich klein werden, aber auf eine gute Art – demütig und verbunden mit etwas viel Größerem als du selbst. Dieses Gefühl von Zeitlosigkeit, die salzige Luft und die Wärme der Steine, sie klingen noch lange nach, selbst wenn du die Festung längst verlassen hast.
Die Festung St. Ivana beherbergt übrigens das Maritime Museum und ein kleines Aquarium. Wenn du mehr über die Seele Dubrovniks erfahren willst, die untrennbar mit dem Meer verbunden ist, dann ist das Maritime Museum ein echter Schatz. Stell dir alte Schiffsmodelle vor, die Geschichten von fernen Reisen und mutigen Seeleuten erzählen, Navigationsinstrumente, die einst den Weg wiesen, und Seekarten, die die Welt von gestern zeigen. Es ist ein faszinierender Einblick in die Seefahrtsgeschichte der Stadt. Das Aquarium ist kleiner, aber eine nette Abwechslung, um die lokalen Meeresbewohner kennenzulernen. Es ist kein riesiger Ozeanpark, aber liebevoll gemacht.
Ein kleiner Tipp von mir: Der Zugang zur Festung St. Ivana ist Teil des Tickets für die Stadtmauern. Du kannst also beides mit einem einzigen Eintritt erkunden. Am besten besuchst du die Festung früh morgens, direkt nach der Öffnung, oder später am Nachmittag, kurz vor Schließung. So vermeidest du die größte Hitze und die Menschenmassen. Und ganz wichtig: Nimm unbedingt ausreichend Wasser mit! Die Sonne kann auf den Mauern sehr intensiv sein, und Schattenplätze sind rar. Bequeme Schuhe sind ein absolutes Muss für die alten, oft unebenen Steinstufen und Wege.
Lina auf Reisen