Stell dir vor, du landest in einer Stadt, die anders ist als alles, was du kennst. Reykjavik ist genau so. Du steigst aus dem Flugzeug und der erste Hauch, der dich umweht, ist diese unglaubliche Frische, kühl und klar, gemischt mit einem Hauch von Meer und vielleicht einem ganz leichten Schwefelgeruch aus der Ferne – das ist Island, das ist Reykjavik. Du spürst sofort die Weite, selbst in der Stadt. Die Luft ist so sauber, dass sie fast prickelt auf deiner Haut. Du atmest tief ein und fühlst, wie sie deine Lungen füllt, anders als jede Stadtluft, die du kennst. Stell dir vor, du blickst um dich. Die Farben sind gedämpft, aber intensiv – moosgrün, das Grau der Wolken, das tiefblaue Meer und dann plötzlich ein leuchtend rotes Haus. Du hörst vielleicht schon das Kreischen der Möwen, ein ständiger Begleiter hier. Es ist, als würde die Natur dich hier fester umarmen als irgendwo sonst.
Von diesem ersten Moment an zieht es dich ins Herz der Stadt. Du schlenderst die Laugavegur entlang, eine Straße, die vibriert vor Leben, aber auf eine ganz entspannte Art. Stell dir vor, deine Füße tragen dich über das Pflaster, vorbei an bunten Häusern mit schrägen Dächern. Du riechst den Duft von frisch gebrühtem Kaffee, der aus kleinen Cafés strömt, vermischt mit dem salzigen Geruch des nahen Hafens. Du hörst das leise Gemurmel von Gesprächen, das Klirren von Tassen und vielleicht ein paar Gitarrenklänge von einem Straßenmusiker. Jeder Laden hat seinen eigenen Charakter, oft mit handgemachten Dingen, die sich weich anfühlen, wenn du sie berührst – Wolle, Leder, Keramik. Mein Tipp: Lass dich einfach treiben. Hier musst du nichts abhaken. Folge dem Geruch, der Musik, der Farbe, die dich anzieht. Oft findest du die besten kleinen Läden und Cafés, wenn du einfach mal in eine Seitenstraße abbiegst.
Und dann, wenn du durch die Straßen wanderst, taucht sie plötzlich auf, majestätisch und unübersehbar. Du siehst sie schon von Weitem, die Hallgrímskirkja, die sich wie ein riesiger Fels aus der Stadt erhebt, ihre architektonische Form erinnert an Basaltsäulen, als wäre sie direkt aus der isländischen Landschaft gewachsen. Wenn du davor stehst, spürst du ihre enorme Präsenz, wie sie den Himmel berührt. Stell dir vor, du gehst hinein, die Stille umhüllt dich, kühl und friedlich. Dann fährst du mit dem Aufzug hoch. Oben angekommen, öffnet sich dir die Stadt wie eine Spielzeuglandschaft unter dir. Du spürst den Wind, der dir ins Gesicht weht, und siehst die bunten Dächer, das weite Meer und die Berge in der Ferne. Es ist ein Gefühl von Freiheit und Weite, das dich durchströmt. Versuch, gleich morgens hinzugehen, um die Ruhe zu genießen und die Aussicht ohne viele Menschen zu erleben. Die paar Euro für die Auffahrt lohnen sich wirklich für diesen Rundumblick.
Nach all den Eindrücken meldet sich irgendwann der Magen, und Reykjavik hat da einiges zu bieten. Stell dir vor, du sitzt in einem kleinen Restaurant, das Licht ist warm und gedämpft, und vor dir steht ein Teller mit frischem Fisch, vielleicht Kabeljau oder Lachs, so zart, dass er auf der Zunge zergeht. Du schmeckst die Reinheit des Meeres, die Einfachheit der Zubereitung, die den Geschmack des Produkts so richtig hervorhebt. Oder du probierst eine warme Lammsuppe, die dich von innen wärmt, während draußen der Wind pfeift. Du spürst, wie die Wärme des Essens dich von Kopf bis Fuß durchströmt, ein echtes Wohlgefühl nach einem Tag an der frischen Luft. Ja, es ist nicht billig, aber die Qualität ist oft top. Such dir ein Restaurant, das sich auf frische, lokale Zutaten konzentriert. Und vergiss nicht, den berühmten Hot Dog am Bæjarins Beztu Pylsur zu probieren – der ist ein Muss und ein echtes Geschmackserlebnis, das du so schnell nicht vergisst. Das ist kein Gourmet-Essen, aber ein Stück Reykjavik-Gefühl.
Wenn du tiefer in das Herz Islands eintauchen möchtest, dann ist ein Ort unverzichtbar, aber nicht so, wie du denkst. Meine isländische Freundin erzählte mir mal, wie ihre Großmutter immer sagte: "Wenn du wissen willst, wer du bist, musst du wissen, woher du kommst." Und für sie war das Nationalmuseum nicht nur ein Ort mit alten Sachen. Sie meinte, es sei wie das Familienalbum von ganz Island. Sie liebte es, die alten Werkzeuge anzuschauen, die ihre Vorfahren benutzten, oder die Kleidung, die sie trugen. Sie sagte, wenn sie die filigranen Stickereien auf einem alten Gewand sah, konnte sie sich vorstellen, wie ihre Urgroßmutter in der langen Winternacht am Feuer saß und jeden Stich mit Liebe machte. Es ging ihr nicht um Daten oder Könige, sondern darum, zu fühlen, wie das Leben damals war, wie die Menschen mit den Händen arbeiteten, wie sie lebten und überlebten in dieser rauen, aber wunderschönen Natur. Für sie war jeder Gegenstand dort eine Geschichte, die man anfassen konnte, ein Echo der Stimmen, die vor uns waren. Es ist ein Ort, der dich nicht nur informiert, sondern dich einlädt, dich mit den Menschen zu verbinden, die dieses Land geformt haben.
Damit du dich in Reykjavik genauso wohlfühlst wie ich, hier noch ein paar schnelle Tipps. Reykjavik ist super zu Fuß erkundbar, besonders das Zentrum. Für längere Strecken gibt es Busse, aber ehrlich gesagt, die meisten Highlights sind gut erreichbar. Das Wetter kann sich stündlich ändern, also denk an Schichten! Eine gute wasser- und winddichte Jacke ist Gold wert, selbst im Sommer. Und bequeme, feste Schuhe sind ein Muss. Trinkwasser musst du übrigens nicht kaufen – das Leitungswasser ist das beste der Welt, einfach aus dem Hahn zapfen. Und sei offen für Spontanität; oft ergeben sich die besten Erlebnisse, wenn du nicht alles minutiös planst.
Bis bald auf der Straße,
Olya von den Backstreets