Stell dir vor, du trittst aus dem Schatten eines alten Tors und die Sonne Maltas umarmt dich sofort. Du bist in Valletta. Es ist nicht nur ein Ort, es ist ein Gefühl, das sich in jede Faser deines Seins schleicht. Du hörst das ferne Läuten der Kirchenglocken, das sich mit dem leisen Plätschern des Wassers aus dem Hafen vermischt. Ein warmer Wind streichelt deine Haut, trägt den Duft von Salz, altem Stein und vielleicht sogar von frisch gebackenem Pastizzi mit sich. Du spürst die Energie der Stadt, die sich in den engen Gassen und den honigfarbenen Mauern verfängt, eine Mischung aus Geschichte und lebendigem Jetzt. Jeder Atemzug ist erfüllt von diesem einzigartigen, mediterranen Flair.
Du läufst weiter, die Füße finden ihren Rhythmus auf dem glatten, abgenutzten Pflaster der steilen Straßen. Deine Hand streicht über die rauen, sonnenwarmen Mauern der alten Gebäude, die sich wie ehrwürdige Wächter über dir erheben. Über dir schweben die bunten, geschlossenen Holzbalkone – Il-Gallarija – wie kleine, geheime Augen der Stadt, die alles beobachten. Jeder Schritt führt dich tiefer in ein Labyrinth aus Gassen, die mal in schattige Kühle tauchen, mal in gleißendes Licht explodieren. Ein kleiner Tipp von mir: Pack unbedingt bequeme Schuhe ein. Valletta ist wunderschön zu Fuß zu erkunden, aber die vielen Treppen und Anstiege fordern ihren Tribut. Es lohnt sich aber, versprochen!
Und dann dieser Duft! Es ist unmöglich, durch Valletta zu schlendern, ohne von den Aromen der maltesischen Küche verführt zu werden. Stell dir vor, du sitzt in einem kleinen, unscheinbaren Café, umgeben vom Gemurmel der Einheimischen. Eine knusprige Pastizzi – gefüllt mit Ricotta oder Erbsenpüree – liegt vor dir, noch warm vom Ofen. Du beißt hinein und die Blätterteigschichten zerfallen förmlich auf deiner Zunge, der herzhafte Geschmack breitet sich aus. Dazu ein starker, süßer Kaffee. Mein Rat: Such dir eine der kleinen Bäckereien abseits der Hauptwege. Die besten Pastizzi gibt es oft dort, wo es aussieht, als würde nur die Oma des Besitzers einkaufen gehen. Frag einfach nach "Pastizzi tal-irkotta" oder "tal-piżelli".
Wenn du vor der Auberge de Castille stehst, spürst du eine gewisse Ehrfurcht. Es ist nicht nur ein beeindruckendes Gebäude, es ist das Herz, das schon so viele Stürme überstanden hat. Eine alte Dame, die ich hier getroffen habe, erzählte mir mal, wie ihr Großvater immer sagte: "Schau dir die Auberge an. Sie ist wie der alte Baum, der im Garten meiner Kindheit stand. Egal wie der Wind wehte, sie stand fest. Sie hat gesehen, wie wir gelacht und geweint haben, wie Entscheidungen getroffen wurden, die das ganze Land bewegten. Sie ist der stumme Zeuge unserer Stärke, seit Generationen." Es ist dieses Gefühl der Beständigkeit, das du dort in den alten Steinen spürst, ein Echo der Entschlossenheit, die diese Insel so einzigartig macht.
Von dort ist es nur ein kurzer Spaziergang zu den Upper Barrakka Gardens. Stell dir vor, du trittst auf eine Terrasse, und unter dir breitet sich der Grand Harbour aus, ein endloses Blau, gesprenkelt mit Segelbooten und Fähren. Der Wind spielt mit deinen Haaren, während du die Weite auf dich wirken lässt. Du hörst das leise Klappern der Masten und das entfernte Tuten der Schiffe. Es ist ein Moment des Innehaltens, ein tiefer Atemzug. Mein Tipp: Sei um 12 Uhr oder 16 Uhr hier. Dann erlebst du die "Saluting Battery" – ein altes Kanonenritual, das die Luft mit einem lauten Knall erfüllt und dir Gänsehaut beschert. Ein echtes Stück lebendiger Geschichte, das man fühlen kann.
Valletta ist klein genug, um sich fast überall zu Fuß zurechtzufinden, aber scheue dich nicht, die kleinen, gelben Busse zu nutzen, wenn deine Füße müde werden – sie bringen dich bequem und günstig auch in die entlegensten Winkel der Stadt. Und noch ein letzter Gedanke: Die Abende in Valletta haben eine ganz eigene Magie. Die goldene Stunde taucht die Stadt in ein warmes Licht, und wenn die Straßenlaternen angehen, erwacht eine ruhigere, fast intime Atmosphäre. Lass dich einfach treiben, setz dich in eine Bar, lausch den Gesprächen und genieß die Stille, die sich mit dem Klang des Meeres mischt. Es ist diese Mischung aus Altem und Neuem, aus Laut und Leise, die Valletta so unvergesslich macht.
Bis zum nächsten Mal,
Mara unterwegs